Die traurigen Verhältnisse, die zum Streik geführt hatten, beschäftigten viel die Öffentlichkeit, und um die Industrie zu retten, unterstützten auch vorgeschrittene Unternehmer, wie Dr. Weißkopf oder solche, die als Erzeuger des Halbfabrikates ein Interesse an der Erhaltung der Industrie hatten, wie der Glaskönig Riedl, den Streik materiell. Die Konvention war geschlossen. Der Preis für die O-Perle wurde mit 28 Kreuzern per 100 Dutzend festgesetzt. Man glaubte eine rettende Tat vollbracht zu haben. Aber schon die nächste Zukunft bewies, daß die wirkliche Macht der Exporteure stärker war als die papierene Konvention, die sie mit zwei wirtschaftlich Schwächeren, den Arbeitern und den Lieferanten, abgeschlossen hatten. Hier sei eingefügt, daß die Lieferanten keineswegs ein durchaus unproduktives Zwischenglied sind. Sie besorgen das Fertigmachen der Perle und haben darum auch Anteil, wenn auch einen bescheidenen, an der Produktion. Die Preise der Konvention waren bald durchbrochen, und wieder begann das alte verderbliche Spiel des Niederkonkurrierens der Industrie. 1894/95 kam es zu einem neuerlichen Streik und zu einer neuen Konvention, in der der Preis – nicht Lohn, denn die Arbeiter müssen auch das ganze Material dazugeben – der O-Perle schon mit nur 22 Kreuzern für 100 Dutzend festgesetzt war.
Von da an begann infolge verminderten Bedarfs ein Abbröcklungsprozeß, wie er noch nicht da war. Jetzt erst zeigten die Exporteure so recht, was sie als Industriemörder zu leisten im Stande waren. In den ersten Monaten des Jahres 1898 drückten sie die Preise der O-Perle auf 13 und 14 kr. herab. Die Arbeiter verdienten nun bei 14- und 15stündiger Arbeitszeit, das heißt bei 80 bis 90 Stunden Arbeit in der Woche, nicht mehr so viel, als sie für die bescheidenste Notdurft brauchten, der Lieferant trug tatsächlich sein Geld nach Gabloz, und nur der wirtschaftlich Starke, der Exporteur, verdiente weiter seine 20 bis 25 Perzent. Jeder, der auch nur einen oberflächlichen Einblick in die Industrie hatte, mußte sich sagen, daß dieser Preissturz über kurz oder lang zum Aussterben dieser Industrie, die noch von wenigen Jahren 4000 bis 5000 Menschen genügend Arbeit und halbwegs Brot gegeben hatte, führen mußte. Eine Industrie, die dem Arbeiter nicht mehr das Notwendigste zum Leben gibt und den Artikel so verschlechtert, daß der letzte Hindu erklärt, solchen Schund nicht mehr annehmen zu wollen, eine solche Industrie muß ja zugrunde gehen.
Wieder beschäftigte sich die Öffentlichkeit mit der Perlenindustrie. Der Notstand der Arbeiter war ein so furchtbarer, daß Hungertyphus und Seuchen zu befürchten waren. Die Zeitungen,
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